Kommentar-Vorschlag zu John Fords Drama
Schade, dass sie eine Hure war ('Tis Pity She's a Whore)

Gliederung

D. Das Los der Frauen

II. HIPPOLITA

Der Name HIPPOLITA, auch Hipolyte oder Hypolite (weitere Namensformen siehe pl.wikipedia.org) stammt aus der griechischen Antike (altgr. hippos = das Pferd; lyein = lösen, befreien) und war zu der Zeit, als John Fords Stück entstand und wohl auch zuvor ein in höheren Kreisen beliebter Name, wenn auch häufig ohne führendes H geschrieben. Beispielsweise heiratete am 13. Februar 1616 in Mailand Fürst Honoré II. von Monaco die Ippolita Trivulzio, Tochter von Carlo Emanuele Teodoro Trivulzio, Graf von Melzo und Offizier in der spanischen Armee, und dessen Gemahlin Caterina Gonzaga. Im italienischen Text des „Orlando furioso“ heißt sie Ippolita . [digilander.libero.it]

John Fords HIPPOLITA ist weder vergleichbar mit der Amazonenkönigin, der Frau von Acastus, der von Herakles im 9. Abenteuer Besiegten noch mit deren Rolle in William Shakespeares „A Midsummer Night's Dream“. IRA, SUPERBIA und LUXURIA stehen ihr ins Gesicht geschrieben und es fehlt auch nicht der Giftbecher. „The image of banquet and feasting … has associations with the cup of poison. This links to the metaphysical chalice of suffering which Christ prays to escape“. [web.mac.com]

In der Uraufführung am Schauspielhaus Frankfurt am Main (Premiere am 19. Januar 2008) kehrte die durch einen Gifttrank aus der Handlung entschwundene HIPPOLITA mit einer lebenden großen Boa auf den Schultern quicklebendig auf die Bühne zurück (die Wärterin vom Frankfurter Zoo immer dezent hinter ihr) und gesellte sich zu dem Cardinal, um ohne ihre Last und wie dieser hocharistokratisch in Samt und Seide gekleidet im Schlussbild wie ein Königspaar in der Mitte eines Halbkreises mit den überlebenden Akteuren auf Stühlen sitzend (die sich jeder aus einem Nebenraum hereinholte) dem restlichen Text des Stücks zuzuhören, der von RICHARDETTO verlesen wurde: eine Reminiszenz an die Trauerfeier für Ophelia auf dem Friedhof im „Hamlet“ von William Shakespeare.

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