Kommentar-Vorschlag zu John Fords Drama
Schade, dass sie eine Hure war ('Tis Pity She's a Whore)

Gliederung

D. Das Los der Frauen

III. PUTANA

Putana ist ein in Venedig üblicher Ausdruck für „Hure“, ital. Puttana, und wurde aus Florios italienisch-englischem Wörterbuch übernommen: Putána, a whore, a harlot, a strumpet, a queane.

Ihre Vertrauensseligkeit in den Spanier ist erschreckend, dessen Macht über die „BANDITTI“ unerklärlich. Sie hält sich nicht an ihren Auftrag, ANNABELLA zu behüten und lässt deren Bruder gewähren, wohl wissend, was geschehen würde.

Vorher:
PUTANA:
Sie müssen achtgeben auf sich, mein kleines Anvertrautes.
Nachher:
PUTANA:
Keine Angst, Liebling, was macht es, dass er ihr Bruder ist, […] Vater oder Bruder, alles ein und dasselbe.
Später dann der Verrat:
ANNABELLA:
Ich möcht nicht um die Welt, dass es wer weiß.
PUTANA:
Und ich auch nicht, wirklich, wegen dem Gerede der Leute. Sonst wärs gleich.

„else 'twere nothing“ [II,1,47/8] klingt schon nicht vertrauenerweckend.

In der Übersetzung fehlt dann: [Enter PUTANA in tears]; denn gerade sie ist die Zu-kurz-Gekommene, anfällig für die INVIDIA. VASQUES hat mit ihr leichtes Spiel:

She loves you dearly, and you would not betray her to any affliction for the world.
PUTANA:
Not for all the world, by my faith and troth, Vasques.
VASQUES:
'Twere pity of your life if you should.
(Und er fährt fort:)
Aber diesmal könnten Sie sowohl ihr die gegenwärtigen Unannehmlichkeiten erleichtern, als auch meinen Herrn besänftigen, und sich selber immerwährende Liebe und Bevorzugung verdienen. [IV,3,193f.]

Die Blendung als Strafe für schwere Straftaten war zu damaliger Zeit in Spanien durchaus üblich. [LexMA]

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